Salzburger Fenster, Meinung 15-2013


„Ausländer-Lehrlinge“ nix gut, Herr Schnell?

Was kann Österreich Besseres passieren, als dass die Kinder von Zuwanderern Lehren machen, Facharbeiter werden, Schulen besuchen oder studieren?
Es ist eh schon Alltag. Zehntausende tüchtige und qualifizierte Arbeitskräfte sind Kinder von Zuwanderern. Wir brauchen sie dringend. Sie sind „unsere“ Kinder und „unsere“ Zukunft. Im gemeinsamen Interesse muss alles für ihre gute berufliche Qualifikation getan werden.
Eigentlich ist das nicht mehr der Rede wert und längst Konsens bei der vernünftigen Mehrheit der Bevölkerung. Aber dann lesen wir im Jahr 2013 (!) ein Wahlkampf-Inserat der Salzburger FPÖ zum Thema „Chancen für die Jugend“. Obmann Karl Schnell verlangt darin: „Lehrstellen und Studienplätze für Österreicher zuerst“.
Das heißt also, der junge Mann oder das junge Mädchen mit bosnischen oder türkischen Eltern, die hier gemeinsam mit österreichischen Kindern in die Schule gehen, sollen bei der Lehrstellensuche benachteiligt werden. Ihr Status als Kinder zweiter Klasse soll festgeschrieben werden. Wem fällt so etwas ein?
Es gibt für so eine Bösartigkeit in Zeiten rückläufiger Geburtenjahrgänge, Lehrlings- und Facharbeitermangel keinerlei sachliche Begründung. Es geht der FPÖ mit dieser Parole nur darum, einen Keil zwischen hier gemeinsam lebende Jugendliche zu treiben.

Ausgrenzung statt Konzepte
Dasselbe findet bei den Wohnungen statt. Anstatt Konzepte gegen die Spekulation, gegen leerstehende Wohnungen und für Baulandmobilisierung zu entwickeln, heißt es im FPÖ-Wahlkampfinserat: „Leistbare Startwohnungen für österreichische Jungfamilien!“
Wenn nun die in Österreich arbeitende Verkäuferin mit bosnischen Eltern eine Jungfamilie bildet, verdienen sie dann keine „leistbare Startwohnung“, Herr Schnell? Sollen Zuwanderer und ihre Kinder in Slums oder Gettos wohnen? Das konnte Österreich bislang gut vermeiden. Einmal mehr ist die einzig erkennbare Absicht, Bevölkerungsteile auszugrenzen und ein wichtiges soziales Thema mit völkischem Gift zu markieren.
Es passt ins Bild. Ausgrenzung war immer das Geschäft rechter Demagogen. Damit locken sie Wähler. Karl Schnell gibt neuerdings gerne den guten, harmlosen Onkel. Im Nachhinein versucht er auch immer, seine diversen verbalen Entgleisungen zu verharmlosen. Sei es sein Gestammel von der „Umvolkung“ oder sein Jammern über „Schwarzafrikaner in Lederhosen“. Alles ist dann angeblich gar nicht so böse gemeint.
Doch, das ist es!  

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„Nicht“ und „kein“?! Schließen Sie die Augen und versuchen Sie an keinen rosaroten Elefanten zu denken. Was sehen Sie? Richtig, einen rosaroten Elefanten. Was hören Sie, wenn jemand proklamiert, seine Partei sei „nicht von gestern“? „Nicht“ und „kein“ sind schwer zu denken. Die Verkündung dessen, was man alles nicht sein will, oder nicht tut soll, oder was keine gute Idee ist, geht oft nach hinten los. Besser, man sagt gleich positiv, was man ist, will oder tut.
Und nun schauen wir uns die erste Welle der Parolen zur kommenden Landtagswahl an: „Wer den Menschen im Wort ist, läuft nicht davon“, “Mit euren Steuergeldern spekuliert man nicht“, „Weil Salzburg kein Casino ist“, etc. Der Wahlkampf-Start war ein krass negativer Spiegel der Salzburger Verhältnisse. Warten wir auf das Finale.
h.breidenbach@salzburger-fenster.at

Herausgehobenes Zitat: „Ausgrenzung war immer das Geschäft rechter Demagogen. Damit locken sie Wähler.“