Meinung


SALZBURGER FENSTER 11/2012


von Heinrich Breidenbach

Energie: Ein schöner Landesplan

Da schau her! „Klar ist, dass der Energieverbrauch durch Effizienzmaßnahmen massiv gesenkt werden muss.“ So verlauteten die beiden für Energie und Umwelt zuständigen Landesräte Sepp Eisl und Walter Blachfellner letzte Woche anlässlich der Präsentation von „Salzburgs Strategie zur Energieautonomie 2050“.
Die beiden Herren haben einen schönen Plan. In mehreren Etappen bis zum Jahr 2050 soll das Land Salzburg vollständig klimaneutral und energieautonom werden.
Die Einsicht – wenn es denn wirklich eine ist - kommt sehr spät. Seit nunmehr Jahrzehnten ist klar: Wenn Energie in jeder Form nicht intelligenter genutzt wird, helfen neue Kraftwerke wenig. Das betrifft auch die Wasserkraft, das Lieblingskind der „Energiepolitik“ des Landes. Mit den bisherigen jährlichen Stromverbrauchszuwächsen würde, selbst wenn der letzte Bach im Land verbaut werden würde, der steigende Bedarf nicht gedeckt werden können.
Bis dato ist es im Land aber so, dass vom Energiesparen im Wesentlichen geredet und ein paar löbliche Maßnahmen gesetzt wird. Das wirklich große Geld aber fließt derweil in neue Kraftwerke. Nachdem man einen Euro nicht zwei Mal ausgeben kann, muss dieses Missverhältnis radikal umgedreht werden. Das große Geld muss in Energie-Effizienz und den Anschub neuer Energien aus Sonne und Wind fließen, der Rest in die Modernisierung bestehender Wasserkraftwerke, in denen noch gewaltige Reserven schlummern.
Diesen Weg will die Landespolitik aber nicht konsequent gehen. Bis zum Beweis des Gegenteils bleibt daher der Verdacht, dass im Schatten schöner „Strategien“ der alte Weg weiter gegangen werden soll. Dies mit öffentlichkeitwirksamer Behübschung durch die vielleicht ersten Windräder im Land und ein paar mehr Solarstrom-Anlagen.
Apropos Solarstrom. Im benachbarten Bayern ist in nur wenigen Jahren der Solarstromanteil auf gegenwärtig schon über sechs Prozent des Gesamtstromverbrauchs geradezu explodiert. In Salzburg ist dieser Anteil immer noch vernachlässigbar. Sieht hier jemand Versäumnisse? Sieht hier jemand einen unzulässigen, undemokratischen und skandalös großen Einfluss der Betonfraktion auf die Landespolitik? Ich schon.

Es kann gelingen
Salzburg hat beste Voraussetzungen für die notwendige radikale Energiewende. Die natürlichen Potentiale und technischen Kenntnisse sind vorhanden. Die Politik muss vorangehen und die Menschen mitnehmen. Dass das gelingen kann, zeigen hunderte kleine positive Beispiele im Land. Schauen wir etwa nur nach Thalgau, wo sich ein Bürgermeister ernsthaft bemüht und unter anderem beweist, dass genügend Gemeindebürger als Teilhaber eines geplanten Solarkraftwerkes zu gewinnen sind.

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Kasernengründe nicht verscherbeln! Es ist wirklich ein Drama. Während sich der Mangel an erschwinglichem Wohnraum und entsprechenden Grundstücken zu einem sozialen Notstand entwickelt, verscherbelt das Verteidigungsministerium systematisch Kasernengründe in besten Lagen an die jeweils Meistbietenden. Die Gemeinden humpeln hinterher und versuchen – bestenfalls – über spezielle Widmungen sinnvolle Nutzungen zu erzwingen. So auch aktuell wieder in Salzburg beim heuer noch anstehenden Verkauf der Riedenburgkaserne.
Eigentlich müsste es selbstverständlich sein: Grundstücke im Besitz der öffentlichen Hand sollen für öffentliche Aufgaben verwendet und nicht verkauft werden! Wo bleiben die Salzburger PolitikerInnen der beiden Koalitionsparteien SPÖ und ÖVP? Sie sollten in Wien sein, und bei ihren jeweiligen Parteifreuden auf den Putz hauen.

h.breidenbach@salzburger-fenster.at