Meinung


SALZBURGER FENSTER 13/2012


von Heinrich Breidenbach

Salzburg wieder in Spekulanten-Händen

1,1 Millionen Euro! Zu diesem Preis wird gerade eine Wohnung in der Baumbichlstraße in Salzburg Aigen angeboten. 125 Quadratmeter, drei Zimmer in einem dreistöckigen Neubau, direkt an der Straße und mit einem winzigen Garten. Bestimmt ist das keine schlechte Wohnung in keiner schlechten Lage. Aber wirklichen „Luxus“ stellt man sich anders vor.
Luxuriös ist jedenfalls der Preis. 1,1 Millionen Euro. Noch vor ein paar Jahren hätte man für die damals guten 15 Millionen Schilling ein paar Stadthäuser oder eine ganze Stadtvilla mit großem Grund dazu bekommen. Übrigens, die Wohnung im ersten Stock desselben Hauses ist vergleichsweise eine Okkasion. Sie wird mit günstigen 945.000 Euro feilgeboten. Dies nur als Hinweis für den Fall, dass Sie, werte Leserin oder werter Leser, ein paar Netsch übrig und Anlageprobleme haben. Es darf auch ein bisschen mehr sein. Im Salzburger Stadtteil Leopoldskron ist aktuell eine Wohnung um schlichte 1,5 Millionen Euro auf dem Markt.
Sind nun solche Wohnungspreise für Durchschnittsverdiener und durchschnittliche Wohnungssuchende nicht von Bedeutung, weil sie ohnehin jenseits ihrer Denkmöglichkeit sind? Nein! Erstens sind das zwar Extrem- aber kein Einzelfälle. Zweitens wirken sie als Speerspitze für die Entwicklung der Grundstücks- und Wohnungspreise. Früher oder später schlagen diese Preisexzesse auf das allgemeine Niveau der Miet- und Wohnungspreise durch. Die Entwicklung ist bereits im Gang. Es kann aber noch schlimmer kommen.
Salzburg ist drauf und dran, wieder in die Hände von Grundstücksverwertern, Spekulanten, Immobilien-Anlegern und Preistreibern zu geraten. Die Symptome reichen von der Zweitwohnungsflut in den Landgemeinden bis zu den maßlosen Verwertungsexzessen in der Stadt. Der Raum für normal arbeitende und verdienende Menschen wird dadurch enger und enger.

Unzufriedenheit auf Rekordwert
Zur Situation passt die steigende soziale Unzufriedenheit im Land. Die real sinkenden oder stagnierenden Einkommen passen einfach nicht mehr zu den stark steigenden Lebens- und Wohnungskosten. Ein Indiz für diese steigende Unzufriedenheit sind die Ergebnisse des jährlichen „Arbeitsklima-Index“ der Arbeiterkammer. Dieser wird seit acht Jahren erhoben. Noch nie war die Unzufriedenheit so groß wie bei der jüngsten Erhebung. Von 2010 auf 2011 ist der Anteil der ArbeitnehmerInnen, die mit ihrem Einkommen wenig oder gar nicht zufrieden sind, von 17 auf 26 Prozent gestiegen. 33 Prozent der ArbeiterInnen meinen sogar schon, ihr Einkommen reiche nicht mehr zum Leben aus. Solche Zahlen spiegeln die Realität. Sie sollten alarmierend auf die Politik wirken.
Raumordnung, Bodenpolitik und die Versorgung mit erschwinglichem Wohnraum sind vornehmste Aufgaben der Politik. Sie dürfen nicht dem so genannten „freien Markt“ überlassen werden. Die Politik muss alle, wirklich alle Register ziehen, um gegenzusteuern.
Eine soziale und ordnende Boden- und Wohnbaupolitik wie sie etwa in Südtirol seit Jahren erfolgreich praktiziert wird, kann doch in Salzburg nicht unmöglich sein!

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Vorratsdaten. Dieser 1. April war nicht witzig. Seit 1. April müssen die Kommunikationsunternehmen Handyverbindungen, besuchte Internetseiten, E-Mailkontakte, usw. ihrer Kunden sechs Monate lang speichern, und – offiziell unter strengen Auflagen – im Verdachtsfall an die Behörden weiter geben. Offiziell! Aber gibt es einmal die gespeicherten Daten, die Technik und die sie bedienenden Menschen, ist der Missbrauch nie weit. Das lehrt jede Erfahrung. Übrigens: Kriminelle wissen jetzt schon, wie man den Datensammlern ein Schnippchen schlägt. Die einschlägigen Tipps kursieren schon im Netz. Übrig bleiben die normalen Bürger…

h.breidenbach@salzburger-fenster.at