Meinung


SALZBURGER FENSTER 17/2012


von Heinrich Breidenbach

Ist der Petersplatz in Rom "gesperrt"?

Schrecklich, diese „Sperren“ allerorten. Der Petersplatz in Rom ist „gesperrt“. Regieren Autofeinde im Vatikan? Capri ist „gesperrt“. Wieso wird die Insel eigentlich immer noch besucht? Venedig und der Markusplatz sind „gesperrt“. Wie soll man da eigentlich hinkommen? Wo bitte parken? Die Schweizer Wintersport-Orte Zermatt, Mürren und Saas Fee sind „gesperrt“. Total wirtschaftsfeindlich diese Schweizer. Und jetzt auch noch die Salzburger Innenstadt. Auch sie wird in diesem Sommer „gesperrt“.
Für viele Zeitgenossen ist es offensichtlich so: „Gesperrt“ ist für sie alles, wo das Auto nicht uneingeschränkt hinkommt. Fußgänger, und seien es Millionen, zählen nicht. Busse, Straßenbahnen, Schiffe, Züge und Fahrräder auch nicht. Wo das private Auto nicht jederzeit hinkommt, ist „gesperrt“. Und Aus!
Es ist schon interessant und aufschlussreich, welche Worte und Begriffe sich spontan öffentlich durchsetzen. Im Falle der geplanten zeitweisen, sommerlichen Verkehrsberuhigung der Salzburger Innenstadt hat sich die hiesige politische und mediale Öffentlichkeit sofort für die Killer-Phrasen „Innenstadt-Sperre“, „Altstadt-Sperre“ oder „City-Sperre“ entschieden. Sogar Befürworter der Verkehrsberuhigung ertappt man beim Verwenden dieser Begriffe.
Hat sich ein solch negatives „wording“ einmal festgesetzt, wird eine sachliche politische Auseinandersetzung schwierig. Wer will schon eine „gesperrte“ Innenstadt? Falsche Begriffe wirken länger, als die sprichwörtliche Kuh aus dem Stall. Letztere kann man wieder einfangen. Irreführende Wörter, die einmal „draußen“ sind, nicht mehr.

Verheerende Botschaft
Das sollten sich auch die wirklichen oder selbst ernannten Vertreter der Altstadt zu Herzen nehmen, die derzeit lautstark das Wort von einer angeblichen „Innenstadt-Sperre“ hinausposaunen. Sie sollten überlegen, wie das außerhalb von Salzburg ankommt. Die Salzburger wissen eh, dass das nur politisches Hick-Hack ist. Aber mögliche Gäste erreicht vielleicht wirklich die verheerende Botschaft, die Salzburger Altstadt werde in diesem Sommer „gesperrt“ sein.
Steht eigentlich alles Kopf? Wo bitte gibt es eine „Innenstadt-Sperre“? Die Salzburger Altstadt ist voller Menschen und wird das auch in diesem Sommer sein. Weil sie schön ist und sehr gut erreichbar. Uneingeschränkt erreichbar mit dem Bus, zu Fuß und mit dem Fahrrad, gut mit dem Taxi und notwendigerweise etwas eingeschränkt mit dem eigenen Auto. Die Alternativen dazu sind Chaos, Dauerstau oder ein totaler Umbau der Stadt.
Was ist wirklich geplant? Laut dem vorliegenden Amtsbericht der Stadtplanung sollen für einen Monat, vom 16. Juli bis 17. August, an Werktagen von 10.00 bis 14.00 Uhr der Bereich zwischen Hanuschplatz, Müllnerhügel und Neutor für private Autos gesperrt werden. Ausnahmen gibt es für Bewohner, Arbeitgeber, Arbeitnehmer, Hotelgäste, Behinderte und Taxis. Für die Parkplätze am Stadtrand gibt es einen günstigen Tarif, der gleichzeitig Parkgebühr und Busticket ist.
Man kann diesen Plan ablehnen oder dafür sein. Man kann auch die flankierenden Maßnahmen für unzureichend oder für zu spät halten. Eine „Innenstadt-Sperre“ ist das aber mit Sicherheit nicht.

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Mut gegen Zweitwohnungen! Die Landesregierung will noch im Mai dem Landtag eine Novelle des Grundverkehrsgesetzes vorlegen. Ziel soll sein, die weitere Zunahme der Zweitwohnungen im Land zu verhindern. Es gibt dagegen schon jetzt erheblichen und einflussreichen Wiederstand. Landesregierung und Landtag ist Mut zu wünschen.

h.breidenbach@salzburger-fenster.at