Meinung


SALZBURGER FENSTER 36/2012


von Heinrich Breidenbach

Nur ja kein Neid!?

Die Tinte der Studie war noch gar nicht trocken, schon schnellten die üblichen Zeigefinger eilfertig in die Höhe. „Jetzt nur keine Neiddebatte!“ Es ist ein Reflex. Jedes Mal, wenn handfeste Daten über Ungerechtigkeiten und Ungleichheit präsentiert werden, geht sofort das aufgeregte Gegacker los. Nur ja kein Neid! Gemeint ist in Wahrheit freilich nur, dass sich ja nichts ändern soll. Und deshalb wird jedem, der aus wirtschaftlicher Vernunft oder ethischen Gründen für eine flachere Reichtumsverteilung eintritt, vorsorglich einmal eine niedere Gesinnung unterstellt. Der Holzhammer wirkt. Wer ist schon gerne ein Neidhammel?
Was ist aktuell geschehen? Die Österreichische Nationalbank hat eine Studie über die Vermögensverteilung in Österreich veröffentlicht. Der Befund fällt deutlich aus. Wörtlich heißt es darin: „Die Ungleichverteilung des Nettovermögens ist in Österreich ausgeprägt. Ein Zehntel verfügt über weniger als rund 1.000 Euro, aber zehn Prozent halten mehr als rund 542.000 Euro an Nettovermögen.“
Die Schere geht weiter auf. Ein Grund dafür sind nach langen Friedensjahren mit steter Wohlstandsentwicklung die Erbschaften. „Erben ist eine der wichtigsten Vermögensquellen. In 35 Prozent der Haushalte sind bereits Erbschaften und Schenkungen angefallen. Sowohl die Erbhäufigkeit als auch das Erbvolumen steigen mit dem Nettovermögen stark an.“

Auf soliden Beinen
Nennt es, wie Ihr wollt. Wenn es Spaß macht und sein muss, auch Neiddebatte. Aber eine gleichmäßigere Verteilung des Reichtums, dies auch über Vermögens- und Erbschaftssteuern ist höchst an der Zeit, notwendig und vernünftig. Die Unmengen Geld und Vermögen in zu wenigen Händen werden weltweit zunehmend zum Gift für Demokratie und Wirtschaft. Nur ein breit gestreuter Wohlstand steht auf soliden Beinen. Nur eine flache Vermögensverteilung ermöglicht nachhaltiges Wirtschaften und die Belohnung von echter Leistung.
Es darf kräftig um- und rückverteilt werden. Die Gefahr, dass dabei übertrieben wird, besteht grundsätzlich immer. Man muss aufpassen. Geschütztes Eigentum ist eine wichtige Säule der Freiheit. Aber das gilt nicht für jede Vermögenshöhe und jede soziale Ungleichheit.

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Pistengeher contra Liftunternehmen? Mit Glück geht es schon im November los. Vielleicht müssen wir auch länger auf die erste Skitour warten. Aber – Hurra! - sie wird kommen. Und es werden auch wieder die unkomplizierten Touren auf präparierten Pisten dabei sein. In Stadtnähe sind es der Untersberg, das Wieserhörndl in der Gaissau oder das Rossfeld in Berchtesgaden. Innergebirg ist es praktisch jede Piste.
Das Gehen mit Tourenausrüstung auf präparierten Pisten ist ein Boom geworden. Es verbindet Konditionsaufbau und die schöne, gleichmäßige Anstrengung einer Skitour mit der Sicherheit präparierter Pisten. Logisch, dass es mit der steten Zunahme der Pistengeher zu Problemen und Justament-Standpunkten auf allen Seiten kommt. Es wird auch schon wieder heftig diskutiert. Sogar eigene Kongresse beschäftigen sich mit der Frage.
Für mich ist es einfach. Wenn ich präparierte Pisten, Infrastrukturen oder Parkplätze, die Arbeit und Kosten verursachen, benütze, berappe ich dafür gerne ein paar Euro. Das ist nur gerecht. Zum Beispiel gehen die fünf Euro Parkplatzgebühr für Nichtliftbenützer in der Gaissau voll in Ordnung. Ebenso logisch sind die Beachtung von Sicherheitsauflagen, der Aufstieg ganz am Rand der Piste oder – wenn vorhanden – auf getrennten Aufstiegsspuren. Im Gegenzug wünsche ich mir eine entspannte Atmosphäre, keine Abzocke, keine Schikanen und keine Aussperrversuche durch die Liftgesellschaften. So könnte es doch gut gehen.


h.breidenbach@salzburger-fenster.at